Challenge Regensburg 2016

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Vorweg: Die Challenge Regensburg war meine erste Triathlon Langdistanz, daher fehlen mir die Vergleichswerte, was Organisation, Atmosphäre und das ganze Drumherum angeht. Nichtsdestotrotz, hier ein paar subjektive Eindrücke von der Veranstaltung an sich, bevor ich zu meinem ganz persönlichen Rennverlauf komme.

An dieser Stelle auch ein herzliches Dankeschön an meinen lieben Trainer Michi. Ohne Dich hätte ich es niemals geschafft, auch wenn ich Dich manchmal insgeheim verflucht habe, wenn Du mir wieder „Schmankerl“ auf den Trainigsplan geschrieben hast… 😉

Die Veranstaltung:

Zwar lebe, arbeite und trainiere ich seit vier Jahren im schönen Salzburg, komme aber ursprünglich aus Regensburg. Daher ist mir die „Vorgeschichte“ mit den Veranstaltungen aus der Ironman Serie, die es in Regensburg von 2010 – 2012 gab, bestens bekannt. Ohne hier in’s Detail gehen zu wollen: Der Ironman wurde damals in der Domstadt und vor allem im Landkreis bei weitem nicht nur positiv aufgenommen – um es neutral zu formulieren.

Daher ein umso größeres Kompliment an Tom und Sonja Tajsich, die es mit der Challenge Regensburg geschafft haben, eine super Veranstaltung auf die Beine zu stellen – von vorne bis hinten!!! (Nachtrag: Im Nachhinein habe ich gehört, dass es aufgrund der Straßensperrungen im Landkreis zu Verkehrsproblemen und etwas Unmut bei den Anwohnern kam. Verständlich, aber da es die erste Austragung der Challenge in Regensburg war, ist es sicherlich möglich das bei der nächsten Austragung zu verbessern.)

Los ging’s wie immer mit der Registrierung und der Wettkampfbesprechung. Diese fanden im Herzogssaal am Domplatz beziehungsweise im Kolpinghaus statt. Das bedeutet: Einerseits sehr kurze Wege für die Athleten und andererseits schonmal ein toller Eindruck unserer wunderschönen, historischen Altstadt für die Teilnehmer von außerhalb. Daumen hoch!

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Der Bike Check-in am Samstag am Guggenberger-See war sehr entspannt, die Wechselzone sehr übersichtlich und die Wettkampfrichter beim Einlass äußerst freundlich und hilfsbereit. Einige Mitstreiter echauffierten sich ein wenig darüber, dass man die Bikes über Nacht nicht abdecken durfte. Mir persönlich war’s relativ wurscht, da ich ein altes, umgebautes Straßenrennrad fahre, aber bei einem plus 4.000 Euro Bike kann ich diesen Einwand schon verstehen.

Zum Rennen selbst: Der Guggenberger See (von den Einheimischen kurz „Guggi“ genannt) eignet sich halt wirklich perfekt für das Schwimmen. Das Wasser klar und sauber, total viele Zuschauer an der Strecke, perfekte Atmosphäre und laute Musik am Start, Anfeuerung beim zwischenzeitlichen Landgang, ein sehr übersichtlicher Schwimmkurs, Start in drei Startwellen und daher wenig Prügelei im Wasser, kurzer Weg zur Wechselzone. Alles 1 A!

Die Radstrecke durch den Landkreis besteht aus zwei Runden à 80 km plus Zubringer in die Altstadt. Zwischen Kilometer 10 und 20 (bzw. 90 und 100 auf der zweiten Runde) findet sich der Anstieg nach Brennberg, der es durchaus in sich hat. Dort gibt’s auch ein paar sehr nette Stimmungsnester, wo einem auch schonmal der „Anton aus Tirol“ entgegenschallt. Zwar kein Solarer Berg, aber durchaus sehr sehr nett und mega motivierend 😉 Nach der Abfahrt Richtung Wiesent geht es dann sehr flach dahin – ideal für schnelle Radfahrer.

Was mir sehr positiv aufgefallen ist: Es wurde sehr fair gefahren. In den sechseinhalb Stunden die ich auf dem Rad unterwegs war (ja, ich weiß – ich war langsam…. 😦 ) habe ich so gut wie keine einzige Windschattensituation gesehen.

20x30-CRAH0076Beim Wechsel zum Laufen wurde uns das Rad von den Helfern abgenommen und auch im Wechselzelt waren helfende Hände bereit – auch zum Eincremen mit Sonnenmilch. TOP! Die Laufstrecke führte dann zunächst durch die historische Altstadt, an die Donau und raus nach Westen in Richtung Westbad, bevor es dann zurück nach Stadt am Hof ging. Diese Runde musste viermal gelaufen werden, bevor man endlich nach links auf die Zielgerade am Domplatz einbiegen durfte.

Die Stimmung an der Strecke – vor allem in der Altstadt – war grandios. Total viele begeisterte Leute an der Strecke und lautstarke Anfeuerung an allen Ecken und Enden. Ganz zu schweigen vom Zieleinlauf am Domplatz. Einfach nur geil!

Die Laufstrecke an sich ist sehr fordernd, mit ca. 1,5 km langen Kopfsteinpflasterpassagen, die insgesamt viermal zu durchlaufen sind und richtig wehtun. Sehr positiv fand‘ ich, dass die Hälfte der Laufstrecke durch relativ schattiges Gelände ging – das half‘ ein wenig. Kleiner Verbesserungsvorschlag: Meinem Empfinden nach war die Verteilung der Verpflegungsstationen etwas unglücklich. Beim See am Westbad waren es gefühlt sehr viele auf einem Haufen – dann kam aber relativ lange nichts mehr. Könnte man vielleicht für’s nächste Mal verbessern.

Mein Rennen:

Das Schwimmen lief überraschend gut. Am Start schön hinten eingeordnet, wunderbar easy losgeschwommen und dabei bewusst versucht, mich nicht zu stark von der (übrigens richtig geilen) Atmosphäre am Start anstacheln zu lassen. Kurz vor dem Startschuss kam dann „Basket Case“ von Green Day aus den Lautsprecherboxen und prompt hatte ich beim Schwimmen einen 3,8 Kilometer langen Ohrwurm.

„I am one of those melodramatic fools… neurotic to the bone no doubt about it….“ Irgendwie passend.

Das Gedränge im Wasser war absolut im Rahmen – nur an den Bojen ging’s erwartungsgemäß ein bisschen enger zu. Aber alles gut! Wenn mir beim Kraul die Luft mal wegblieb – was bei mir durchaus mal vorkommen kann, bin ich einfach zwischendurch ein paar Meter Brust geschwommen und schon ging’s weiter. Da bin ich echt total schmerzbefreit.
20x30-CRAA0984Mein Zeitziel für den Schwimmteil: 01:30 Std. Und nach genau 01:30:11 kam ich dann aus dem Wasser. Punktlandung!

Dann ab zum ersten Wechsel. Schnell Wechselbeutel gegriffen, raus aus dem Neo, Radschuhe an, Sonnencreme auf Schultern und Riechkolben (Spoileralarm: Geholfen hat’s nicht viel 😉 ) und ab geht die Luzi.

Da ich ursprünglich aus Regensburg komme, kannte ich die Radstrecke relativ gut. Die ersten Meter raus aus Neutraubling in Richtung Donaustauf sind relativ flach, also: Kopf runter und DRUFFDRÜGGE! Ging auch zunächst richtig gut und als es dann in die Steigung rauf nach Brennberg ging (Dort wo sie nur zwei Jahreszeiten kennen: Winter und strengen Winter – wie uns bei der Wettkampfbesprechung gesagt wurde 😉 ) hatte ich bereits einige meiner Mitstreiter überholt. Da ich eher zu der „unterernährten“ Fraktion gehöre, habe ich am Berg normalerweise nie Probleme, also ging das lockere Überholen immer weiter. Am Ende waren es dann bestimmt 20 Leute die ich am Berg hinter mir lassen konnte. Außerdem habe ich das Glück im Salzburger Land zu leben und zu trainieren – da kosten einen die „Berge“ in Regensburg eh nur ein müdes Lächeln…Andy bei der Challenge Regensburg

Nach der Abfahrt ging es dann in einen sehr langen Flachteil im südlichen Landkreis, über Wiesent nach Sünching, Aufhausen, Hagelstadt und dann zurück nach Neutraubling. Da wurden mir dann meine Schwächen leider gnadenlos aufgezeigt. Einer nach dem anderen hat mich wieder einkassiert – das dicke Gänge drücken im Flachland liegt mir halt einfach nicht.

Doch es kam noch schlimmer. Ab Kilometer 140 kamen dann die Schmerzen: Im Hintern. Im Rücken. In den Beinen. Hat mein  umgebauter Straßenrennrad-Bollide für die 90 Radkilometer einer Mitteldistanz noch locker gereicht – für die Langdistanz tut er das definitiv nicht! Über sechs Stunden in der Aeroposition auf einem „normalen“ Straßenrennrad sind für den Rücken echt kein Spaß! Notiz an mich selbst: Für nächste Saison muss unbedingt eine „echte“ Triathlonbüchse her.

Dementsprechend wurde ich immer langsamer und langsamer und beim Wechsel zum Laufen ging es mir dann richtig, richtig schlecht. Die Fotos von dieser Phase des Rennens erspare ich Euch! Die ersten Laufkilometer gingen dann durch die wunderschöne Regensburger Altstadt, von Stadt am Hof über die Steinerne Brücke, Neupfarrplatz, Altes Rathaus und Arnulfsplatz raus an die Donau und ab Richtung Westbad. Wahnsinnig geile Stimmung am Straßenrand und Unmengen begeisterte Zuschauer. Die Oberpfälzer können halt doch anders als nur Granteln 😉

Angespornt von der Atmosphäre habe ich mich dann gleich übernommen. Anfängerfehler! Unmittelbar nach dem Radfahren ging’s mir ja schon schlecht, aber jetzt war ich explodiert. Eigentlich wollte ich mir den Umstieg von Iso-Drinks auf Cola für die letzten zehn Kilometer aufsparen, aber jetzt ging’s halt nicht mehr anders. Also an der nächsten Verpflegungsstation ohne Ende Coke, Red-Bull Schorle und Energiegels in mich reingekippt und laaaaaaaaaaangsam weitergelaufen. Dann ging’s wieder halbwegs und der Halbmarathon war dann sogar einigermaßen flott. Bis sich bei Kilometer 25 der Magen gemeldet hat:

„Intervall-Training“: Abwechselnd 06:30er Schnitt und Gehpausen 😉

Mit Magenkrämpfen war die zweite Hälfte des Marathons dann quasi ein „Intervall-Training“: Abwechselnd 06:30er Schnitt und Gehpausen 😉 Aber egal: Irgendwie hab ich’s dann doch in’s Ziel geschafft, auch wenn der Marathon eine Stunde länger gedauert hat als ursprünglich geplant (5 Std. statt 4 Std.). Beim Zieleinlauf am Domplatz waren dann alle Schmerzen vergessen. Einfach Wahnsinn!!!!

Danach gegessen, geduscht und ab auf die Hochzeitsfeier von nem guten Freund. Da war ich dann der Held: Langdistanz gefinisht und dann direkt auf die Hochzeitsfeier gefahren. UNGLAUBLICH!! 🙂 🙂 🙂

Das war sie also, meine erste Langdistanz. Fazit: Viel Lehrgeld gezahlt – aber sauviel Spaß hat’s gemacht. Aus mir wird definitiv ein Wiederholungstäter!

Hier noch einige weiterführende Links:

  • Das Videointerview mit Sieger Jan Raphael: